Überraschungen ohne Ende

Plötzlich hat der halbe Ort Santa Cruz da Baixa Verde Magenprobleme und Durchfall. Die Gesundheitsstation, in der es keinen Arzt gibt, am Rande der Kapazität. Zum Glück hatte man Kochsalzlösung zur Infusion vorrätig, denn bei vielen musste ein Mangel an Flüssigkeit ausgeglichen werden, damit es nicht auch noch zu Nierenproblemen kommt. Unzählige Kinder aus dem Ort hatten diese Symptome, aber auch Eltern und Großeltern. Welches Virus da sein Unwesen treibt ist nicht klar, aber zum Glück ist es für unsere Kinder im Heim am nächsten Tag schon wieder deutlich besser gewesen und alle konnten die Krankenstation wieder verlassen. Unfassbar wie schnell das ging und wie viele plötzlich gleichzeitig krank wurden. Wir werden wohl nun in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsstation ein eigenes, kleines Depot an wichtigen Medikamenten wie z.B. gegen Durchfall, Fieber, grippale Infekte usw. anlegen, um „für den Fall der Fälle“ besser vorbereitet zu sein. Sie kennen ja inzwischen sicher schon unsere „Gesundheitskasse“, aus der wir z.B. Untersuchungen bei Fachärzten, Brillen und Spangen bezahlen. Vielen Dank an alle Paten, die sich bislang mit Spenden daran beteiligt haben! Über weitere Sonderspende an den Verein zur „Gesundheitskasse“ würden wir uns natürlich sehr freuen.

Nachtrag 2 Wochen später: Immer noch werden Kinder krank. Aber inzwischen gibt es in der Gesundheitsstation nicht mehr ausreichend Medikamente. Eltern werden mit einem Rezept nach Hause geschickt und müssen die Medikamente kaufen. Das aber ist in den meisten Fällen unmöglich, da man meist nicht mal genug Geld hat um ausreichend Essen zu kaufen. Unser Heim hat für die internen Kinder inzwischen 400€ für Medikamente ausgegeben.

Schutzmasken, zu Covid Zeiten überall, sind nicht mehr zu bekommen. Diese könnten vielleicht eine Tröpfcheninfektion verhindern und die Ansteckungskette unterbrechen. Aber niemand hat noch welche. Es ist derzeit eine relativ komplizierte Situation.

 

Alter und kaputter Tisch im Heim 125

Oh je. Der Zahn der Zeit nagt an den Einrichtungen unserer Heime. An diesem Tisch im Speisesaal saß vor über 20 Jahren auch schon die jetzige Heimleiterin des Heimes 125, Sra. Aparecida, als sie selbst noch ein Patenkind war… Auch die Farbe an den Stühlen blättert langsam überall ab. Und nicht nur dieser Tisch; die anderen 3 sahen auch nicht viel besser aus. Immerhin: Über 20 Jahre hat es soweit gehalten, aber nun war es dann doch an der Zeit hier etwas auszutauschen. Diese Tische waren damals extra für das Heim per Hand hergestellt worden. Eine Reparatur nicht mehr möglich, weil heute niemand mehr eine solche Arbeit vor Ort anbietet. OK, Plan B: „Restaurant 125“ mit Einzeltischen.

Restaurant im Heim 125

Relativ günstig konnten wir 6 neue, deutlich kleinere Tische anschaffen, jeweils mit 4 Stühlen. Die Kinder sind begeistert davon.

In dem ganzen Umbruch haben wir noch etwas anderes beendet: Das gemeinsame Beten. Bislang war es so, dass die Kinder sich nacheinander das Essen geholt haben und erst nachdem der allerletzte auch endlich seinen Teller voll hatte wurde gemeinsam gebetet und dann durfte erst gegessen werden. Und so war das Essen des ersten Mädchens schon wieder kalt. Auch wenn Brasilianer im Allgemeinen sehr gläubig sind, so ist ein Beten vor dem Essen zu Hause bei den Familien praktisch nicht mehr anzutreffen. Wir haben nun ein anderes Verfahren. Laut gebetet wird nicht mehr. Wenn einer der Tische „komplett“ ist, also 4 Mädchen ihr Essen geholt haben, dann dürfen sie gerne still beten und gleich essen, auch wenn andere Tische ihr Essen noch nicht haben. Wie eigentlich zu erwarten war betet heute niemand mehr und so ist der Ablauf beim „Essen fassen“ nun deutlich optimiert und „entzerrt“ worden.

Auch unser Heim 127 möchte gerne solche kleineren Esstische haben. Über Ihre Sonderspenden an den Verein zum Thema „Tische“ würden wir uns freuen.

Ach und… nicht dass Sie denken, wir würden die alten Tische einfach auf den Müll werfen. Alle ausgemusterten Möbel bieten wir grundsätzlich Familien an. Und die nehmen dankend auch einen „nicht mehr so schönen Tisch“, denn das ist zu Hause immer noch besser als „gar kein Tisch“…

Alter Tisch wird weiter verwendet
Festa de 15 anos em Araçoiaba

Nanu, was ist denn hier los? Das sind Patenkinder aus der Stadt und der Umgebung von Araçoiaba bei ihrem „Festa de 15 anos“.

Eigentlich können wir es uns gar nicht mehr leisten ein solches Fest zu veranstalten, aber hier hatten 2 Paten zusammen rund ¾ der Kosten dieses Festes übernommen. Und so haben wir zum allerersten Mal in Araçoiaba den 15 Geburtstag gefeiert. Vermutlich auch zum letzten Mal…

Der 15. Geburtstag ist in ganz Mittel- und Südamerika etwas sehr wichtiges für Mädchen, denn traditionell wird man von der Gesellschaft nach dem diesem Geburtstag nicht mehr als „Menina“ (Mädchen) gesehen sondern als „Mulher“ (Frau). Und dazu veranstalten die Familien der Mädchen ein rauschendes Fest. Nur… keine einzige der Familien unserer Patenkinder ist in der Lage ein solches Fest zu veranstalten, da man schlicht die finanziellen Möglichkeiten nicht hat. So hat Rette ein Kinderleben e.V. in den vergangenen 30 Jahren solche Feste für viele, viele 15 jährige Mädchen in mehreren Heimen im Raum Triunfo veranstaltet. Ein Fest, an das man sich sein ganzes Leben erinnert.
Wir mussten dazu Räumlichkeiten mieten, Essen bestellen, Getränke, Musik…die Kleider, Schuhe, Tiaras… Viel Aufwand, der aber leider immer teurer wurde. So hatte das letzte große Fest in Triunfo im Jahr 2019 schon mehr als doppelt soviel gekostet wie im Jahr zuvor. Für uns dann doch viel zu viel und wir haben die Reißleine gezogen. Daher gab es seitdem kein Fest mehr. Eigentlich, denn wenn die Paten zusammen das Fest finanzieren, so wie in diesem Fall, dann haben wir kein Problem damit ein nächstes „Festa de 15 anos“ zu veranstalten. Wenn Sie also möchten, dass Ihr Patenkind ein solches Fest haben soll, dann melden Sie sich einfach bei uns und wir werden dann eine Lösung zu finden!

Hier übrigens noch ein anderes Bild, ebenfall aus Araçoiaba. So in etwa leben diese „Prinzessinnen“ in Wirklichkeit. Auch solch eine kaputte Couch finden sie in vielen Hütten. Auch daher war der Abend in den Kleidern und das Fest mit dem guten Essen und dem vielen Tanzen eine tolle Abwechslung.

Patenkind zu Hause auf kaputtem Sofa
Computer für die Patenkinder im Heim 122

2 weitere Heime haben nun einen Computer, extra für die Patenkinder erhalten. Hier freuen sich die Mädchen im Heim 122 in Jaqueira-PE. Auch im benachbarten Bundesstaat Alagoas, im Heim 102 in der Stadt Igaci-AL steht ein ähnliches Modell. Natürlich nicht „das Neueste vom Neuesten“, aber auch auf dieser Hardware von 2012 läuft Windows 10 Pro ohne Einschränkungen. Auch LibreOffice in der neuesten Version ist instaliert.

Die Erfahrung in den bisherigen 3 Heimen mit einem Computer für die Patenkinder zeigt, dass natürlich sehr viel YouTube und Musik- bzw. Tanzvideos angesagt sind. Warum nicht. Besser als auf der Straße „rumhängen“ ist das auf jeden Fall. 

Die Computer können im Bedarfsfall für Online-Unterricht benutzt werden, aber eben auch für viel Spaß. Und so ganz nebenbei lernt man auch ein wenig Dinge, die man später im Beruf brauchen kann. Leider ist die heutige „Handy-Generation“ schon ziemlich weit vom Computer entfernt. Die Bedienung von Tastatur und Maus ist plötzlich gar nicht mehr so einfach, wenn man ansonsten nur WhatsApp und Instagram auf dem Smartphone benutzt.

Falls Sie sich wundern, was das kleine Teil da links neben der „CPU“ ist? CPU ??? Ja, in Brasilien heißt das nicht Computer sondern CPU. Also das Gehäuse mit „Placa Mãe“ (Motherboard), „Fonte da Energia“ (Netzteil) usw. wird in Brasilien schon immer als CPU bezeichnet. Der Rest der Welt versteht unter CPU den Chip, um den herum alles aufgebaut ist. Früher hatte eine CPU z.B. einen Markennamen wie „Pentium“… Aber eben nicht in Basilien. Und das kleine Gerät links, welches eine grüne LED hat, ist ein „Estabilizador“. Solch ein Stabilisator macht aus 220V ziemlich stabile 110V. Praktisch jedes Gerät, welches beim Einschalten „Piep“ macht, benötigt einen Estabilizador, denn die Netzspannung schwankt durchaus dramatisch und das verkraften viele elektronischen Geräte nicht.

Luciene hat fertig studiert

Und dann ist da noch etwas, was uns ganz besonders freut. Das ist Luciene. Sie hat die Faculdade fertig. Dort hatte sie in den letzten Jahren das Fach „Econômicas“ (Ökonomie) studiert und nun hat sie Ihren Abschluss. Auch Arbeit hat sie damit gleich gefunden. Heute verdient sie schon mehr als irgendeine Mitarbeiterin im Heim…

Die Patenschaft von Luciene war vor über 2 Jahren beendet worden, weil diese ja die Mittelschule „Ensino médio“ abgeschlossen hatte. Hier war aber ersichtlich, dass sie gerne weiter zur Schule gehen möchte. Das konnte aber die Patin nicht finanzieren, denn es war u.a. die monatliche Schulgebühr, die Fahrt über mehr als 50km von ihrem Heimatdorf zur Stadt Serra Talhada, Material usw. Luciene hat eine spürbar gute Auffassungsgabe, tolle Umgangs-formen und war schon immer ein „Muster Patenkind“.
Daher hatte Rette ein Kinderleben e.V. in diesem Fall aus allgemeinen Spenden an den Verein weiter geholfen, damit Luciene eines Tages diesen Abschluß in der Hand halten kann. Herzlichen Glückwunsch!

Jede Spende an Rette ein Kinderleben e.V. kommt vor Ort in Brasilien bei den Kindern und Jugendlichen an! Damit der Verein funktioniert verwenden wir lediglich 17% der Spenden für unsere Verwaltungskosten. Das sind z.B. unsere Mitarbeiter und das ganze „Grundrauschen“ wie Miete, Strom, Wasser, Internet usw. Wir arbeiten deutlich effektiver und wohl auch sparsamer als andere Hilfsorganisationen. Jede Spende bewirkt etwas! Danke.

Reisen nach Brasilien: Einige Paten waren schon mit unserem 1. Vorsitzenden zusammen unterwegs und haben die Heime und die Patenkinder besucht. Das war bis 2019 auch noch relativ einfach und nicht allzu teuer möglich. Dann hatte aber leider die CONDOR alle Ziele in Südamerika vom Flugplan gestrichen.
Daher gibt es derzeit keinen Direktflug von Deutschland in den Nordosten von Brasilien. Man kann mit TAP Air Portugal mit Umsteigen in Lissabon fliegen. Das ist leider derzeit rund 3 mal so teuer, wie es damals mit CONDOR war. Die etwas günstigere Alternative ist es mit LUFTHANSA oder LATAM in knapp 12 Std. bis nach São Paulo zu fliegen um anschließend wieder rund 2500km zurück bis nach Recife zu fliegen. Das ist leider eine extrem lange Zeit, die man bei dieser Variante unterwegs ist. Daher war vom Verein im gesamten vergangenen Jahr niemand nach Brasilien geflogen.
Wann der nächste Besuch stattfinden wird ist noch nicht ansatzweise geplant. Wenn Sie selbst interesse haben mit in Brasilien auf Tour zu gehen, dann melden Sie sich am Besten über unser Kontaktformular und wir suchen mal eine gemeinsame Möglichkeit.
Dass es alleine, auf eigene Faust durchaus lebensgefährlich sein kann durch Brasilien zu reisen sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Und unsere Heime lassen keinen unangemeldeten Besucher herein. Aber wenn der 1. Vorsitzende dabei ist, dann kommen Sie überall dort hin, wo Sie möchten.

Jeep Renegade in Petrolândia

Wir haben unser Auto in Brasilien verkauft. Unser schöner Jeep Renegade aus brasilianischer Produktion. Er stand seit und nach Corona die meiste Zeit unbewegt auf dem Hof und wurde dabei nicht besser. Der Wagen war inzwischen 7 Jahre alt und so langsam fingen die ersten kleinen Probleme an. Hauptsächlich an der Elektronik, weil Sensoren sporadisch aufhörten zu messen. „Untenrum“ war auch schon so einiges rostbraun…
Bevor es mit größeren Reparaturen „richtig ins Geld geht“ haben wir ihn abgegeben. Nun hat er schon einen anderen Besitzer…und wir kein Auto mehr.
Ein anderes Auto werden wir wohl nicht mehr anschaffen. Die Kalkulation zeigt, dass ein Mietwagen in den wenigen Wochen die der 1. Vorsitzende vor Ort ist die günstigere Variante ist.

Ganz zum Schluss noch ein Foto aus Araçoiaba, direkt neben dem Wohngebiet wo die meisten der Patenkinder zu Hause sind.
Sowas sieht man auch nicht jeden Tag: 2 Schweine sitzen sich gegenüber auf einer Matratze im Müll. Was für ein Schnappschuss…

Falls es Sie interessiert: Nein, es gibt dort keine Müllabfuhr. Pferde, Schweine, Hunde, Katzen, Ratten usw. zerlegen alles mehrfach auf der Suche nach essbarem. Wenn der Haufen irgendwann zu groß wird, wird er abgefackelt. Das läuft so nicht nur in Brasilien. Das ist die rustikale, reale 3. Welt Variante.

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