Gerade war der längste Tag des Jahres. Die sog. Sommersonnenwende. Früher war dies auch in Deutschland ein großes Fest, aber es ist hier inzwischen zur Nebensache geworden. In nordischen Ländern, insbesondere in Schweden wird „Midsommar“ noch groß gefeiert, wie jeder IKEA Kunde sicher weiß.
Auch in Brasilien wird derzeit groß gefeiert. Dort heißt das Fest „São João“, für Eingeweihte bei uns bekannt als der „Johannistag“ am 24.06.
Ganz früher nannte man den Tag bei uns auch „Sommerweihnachten“.
In Brasilien ist gerade tiefster Winter und entsprechend war dort soeben der kürzeste Tag des Jahres. Und was Winter in der Nähe des Äquators angeht:
Es sind weiterhin deutlich über 30°C üblich…
In unseren Heimen wird traditionell eine kleine Feier für die Kinder veranstaltet. Man verkleidet sich nach altem Brauch, tanzt und hat viel Spaß.
Ein weiterer Brauch zu São João: Man verbrennt vor seinem Haus ein Stück Holz. Und das tut wirklich jeder. Entsprechend schwer fällt einem das Atmen, denn die Luft ist so dick und voll von Rauch, dass man kaum weit sehen kann. Das mit dem 1 Stück Holz ist in der Praxis dann oft ein wenig untertrieben. Manche entfachen riesige Feuer. Ein Wunder, dass nicht jedes Jahr im Juni ein gesamter Stadtteil abbrennt.
Anmerkung des 1. Vorsitzenden: Normalerweise würde ich sagen: Das muss man mal erlebt haben, diese Folklore. Aber seit ich das 2016 einmal vor
Ort mittendrin war wusste ich sofort, dass ich nie wieder zu der Zeit in Brasilien sein möchte… Zusätzlich zu dem ganzen Gestank der offenen
Abwasserkanäle und des überall herumliegenden Mülls nun auch noch dieser starke Rauch…
Die alten Kleiderschränke in den Heimen haben alle mehr als 20 Jahre hinter sich. 20 harte Jahre, denn Kinder sind oft nicht wirklich zimperlich. Derzeit probieren wir eine andere, sehr günstige Variante aus: Zusammensteckbare Schränke aus Kunststoff. Mal sehen, ob und wie lange die durchhalten…
Die alten Möbel, bei denen oftmals die eine oder andere Tür fehlt, geben wir an Familien weiter, die gar keinen Schrank zu Hause haben und üblichewrweise alle Wäsche in Plastiksäcken und Kisten aufbewahren.
Ach, da war ja noch was: Rette ein Kinderleben e.V. ist 40 Jahre alt geworden! Nein, es gab kein besonderes Fest, es wurde nichtmal mit einem Gläschen angestoßen. Aber wir freuen uns wirklich, dass unser Konzept seit 40 Jahren funktioniert und tausende Paten schon so vielen Kindern eine Zukunft gegeben haben. Immer noch haben wir einige wenige Paten, die sogar schon vom 1. Tag an mit dabei sind! Aber es werden weniger. So viele langjährige Paten sind schon von uns gegangen. Das ist jedes Mal extrem traurig, eine solche Nachricht zu bekommen. Manchmal erfahren wir es erst, wenn urplötzlich Spenden zu einem Treuerfall bei uns eingehen. Ab und zu bekommen wir Post von einem Amtsgericht und es wird uns mitgeteilt, dass wir in einem Testament bedacht wurden. Leider kommt am Ende aber meist nichts bei uns an, denn der Streit ums Erbe geht meist schon los, noch „bevor der Körper kalt ist“, wie der Volksmund sagt. Testamente, die nicht bei einem Notar erstellt und bei Gericht hinterlegt wurden, haben in der Praxis wo gut wie keine Chance und werden oftmals später nicht anerkannt.
Die Patenkinder werden sie jedesfalls nie vergessen! Jede einzelne Patenschaft hat so viel gutes bewirkt. So viele ehemalige Patenkinder hatten durch die Unterstützung ihres Paten einen deutlich besseren Start ins Leben!
Diese 3 waren im letzten Jahr noch Patenkinder der Heime 101 und 126. Seit Anfang des Jahres arbeiten sie in einem Supermarkt. Sie kommen alle aus entfernt gelegenen Sítios und hätten bis zu 2 Std. täglich laufen müssen um zur Arbeit zu kommen. In den ersten Monaten durften sie daher zusammen in unserem Heim 101 wohnen, bis sie sich dann im Juni zusammen eine Wohnung gemietet haben.
In dieser schönen Jahreszeit werden nicht nur die Wasserstände so mancher Flüsse weniger. Auch in unserer Spendenkasse spürt man, dass viele Paten Ihre Patenkinder derzeit etwas aus dem Blick verloren haben. Da Rette ein Kinderleben e.V. nur das verteilen kann was an Spenden eingeht, so muss derzeit die eine oder andere Sache verschoben oder abgesagt werden, bis kurz vor Weihnachten plötzlich wieder eine Spendenflut hereinbricht.
In diesem Zusammenhang möchten wir an unsere „CCE“ Kinder erinnern. Kinder die in besonderer Not leben, für die wir aber keinen Paten finden konnten. Diese Kinder erhalten Hilfe aus unseren allgemeinen Spenden. Wenn aber zu wenig Spenden eingehen, müssen wir einigen dieser Familien leider die Hilfe streichen, was herzzerreißend ist.
Danke für Ihre Spende!