Manchmal fehlen einem die Worte…

Einige Mädchen spielen mit ihrem neuen Fußball auf dem Spielplatz des Heimes 127. Am Rand sitzt ein kleines Mädchen, 8 Jahre alt. Sie spielt noch nicht mit. Sie ist noch relativ neu im Heim. Plötzlich war sie da, vollkommen unerwartet.

Eine Patin eines anderen Mädchens hatte uns gebeten, ob wir ihr Kind nicht im Heim aufnehmen könnten, denn ihr war aufgefallen, dass ihr Patenkind mit inzwischen 9 Jahren seinen Namen noch nicht schreiben konnte. Wegen Corona war die Schule monatelang ausgefallen und viele Kinder haben schlicht alles wieder vergessen, was sie zuvor gelernt hatten. Nach Geprächen mit der Mutter des Kindes, im ca. 25km entfernten Serra Talhada, hatte diese letztendlich zugestimmt, dass ihre Tochter bei uns im Heim wohnen darf.
Als wir das Mädchen dann abholen wollen stand plötzlich ein weiteres kleines Mädchen da, welches wir zuvor noch nie gesehen hatten. Auf keinem Foto der Familie war es je zu sehen. Die Mutter meinte, dass die kleinere Schwester auf der Straße leben würde und dort bettelt.
OK, so haben wir dieses Mädchen spontan mit aufgenommen. Ohne Paten auf unsere Kosten.

Nach mehreren Wochen stellt sich nun langsam heraus, was wirklich los war. Inzwischen hat sich ein Staatsanwalt („Promotor“) der Sache angenommen. Die Mutter verdiente ihr Geld als Prostituierte und hat ihre kleine Tochter an Männer vermietet um an Geld zu kommen
Wir haben ja schon so einiges erlebt, aber das war für uns ein großer Schock. Ob die Mutter das mit weiteren ihrer Töchter getan hat wissen wir nicht. Inzwischen sitzt diese im Gefängnis…

Bei uns haben beide Schwestern nun ein behütetes zu Hause gefunden. Im Heim leben nur Mädchen und da kann man die schlimme Welt vor dem Tor leichter vergessen.
Wir kümmern uns darum, dass sie zur Schule geht und im Heim hat sie schon viele neue Freundinnen.

Eine Patenschaft werden wir für dieses Mädchen vorerst nicht vermitteln. Wir müssen noch die Entscheidung des Gerichts abwarten, ob sie bei uns bleiben darf.

R$170

R$170. Das sind, je nach Wechselkurs, so um die 30€. Die Währung heißt Real, die Mehrzahl Reais, gesprochen „Heaiß“, denn der Brasilianer im allgemeinen  kann kein „R“ am Wortanfang aussprechen und spricht dies wie ein „H“.

Mehrere Kinder in 3 Heimen im Alter bis ca. 14 Jahren waren nicht in der Lage diesen Gesamtbetrag zu nennen. Einige schafften es zumindest 2 der Werte zu addieren und kamen bis 150, aber dann noch 20 dazu war schon zuviel. Auf die Idee statt dessen 10+5+2 zu rechnen kam auch niemand…

Diverse Kinder haben Englischunterricht in der Schule, sprechen aber nicht ein einziges Wort Englisch. Die Bildung ist und bleibt ein Drama in Brasiliens Nordosten. Hier in der 3. Welt ist alles ein wenig einfacher. Wenigstens ist der Schulbesuch verpflichtend ab dem Alter von 4 Jahren und vor allem kostenlos! Aber, wie auch in Berlin, darf niemand in der Grundschule sitzenbleiben. So werden alle Kinder „mitgeschleift“, auch wenn diese nicht das geringste Wissen abrufen können. Erst am Ende der Grundschule nach der 9. Klasse zeigt sich, wer wirklich etwas gelernt hat.

Deswegen erfragen unsere Mitarbeiterinnen in Brasilien mindestens 3 mal pro Jahr den Leistungsstand der einzelnen Patenkinder in der Schule um rechtzeitig mit Nachhilfe eingreifen zu können. Manchmal wohnt ein Kind aber zu weit weg vom nächsten Heim. Dann wird Nachhilfe fast unmöglich.

 

Die Kinder kennen in aller Regel auch nichtmal die Bundesstaaten von Brasilien, geschweige denn andere Länder in Südamerika.
Ein Pate schrieb seinem Patenkind neulich ausführlich über den Klimawandel und seine Angst davor… Niemand, absolut niemand in Brasilien versteht irgendetwas davon… Als wir dem Paten mitgeteilt haben, dass dies einfach zuviel für ein kleines Kind der 3. Welt ist, versuchte er auf die Abholzung des Regenwaldes zu wechseln. Auch hier mussten wir ihm erklären, dass niemand im Nordosten etwas vom Amazonasgebiet weiss. Diese Dauerthemen in unseren Medien spielen in Brasilien genausowenig eine Rolle wie in Indien oder China. Bitte, bitte schreiben Sie Ihrem Patenkind relativ einfache Briefe.
Währenddessen wird in Brasilien weiterhin alles in Plastik eingepackt, bis hin zu einzelnen Servieten. Jeder Müll wird achtlos auf die Straße geworfen, Felder werden nach der Ernte abgefackelt, wie schon seit Jahrhunderten. Und in Deutschland klebt man sich derweil an Straßen fest…

41 Grad
Ob 33° im Winter oder 41° im Sommer. Im Nordosten von Brasilien ist man daran gewöhnt.

Wir haben inzwischen zufällig herausgefunden, wie man feststellen kann, ob ein Kind eine Grund-Intelligenz mitbringt: Puzzle

Während „normalbegabte“ Kinder wahllos und ohne System versuchen irgendwelche Teile zusammen zu bringen, so sieht man bei intelligenten Kindern wie diese die Form des Teils analysieren und auch die Farbe. So kommen z.B. diese beiden Mädchen in unserem Heim 125 mit solch einem relativ einfachen 200 Teile Puzzle bereits in wenigen Minuten zum Ende.

Kinder im Heim 125
Straßenschild in Triunfo

Dieses Schild steht an der neu asphaltierten Straße am Ortsausgang von Triunfo im Bundesstaat Pernambuco. In Triunfo betreiben wir unsere Heime 101 und 126.
In Santa Cruz da Baixa Verde liegt unser größtes Heim 127, in Jatiúca unser Haus 131 und in der größten Stadt der Region, in Serra Talhada unser Haus 130.
Nicht weit entfernt in der anderen Richtung liegt im nächsten Bundesstaat Paraíba unser Heim 125 in der Stadt Princesa Isabel und ein bisschen weiter das Haus 129 in Àgua Branca. Vorher kurz links abgebogen erreicht man Manaira, wo unser Haus 128 liegt.
In dieser Region im Hinterland betreiben wir also mehrere Heime relativ nah beieinander. Dies ist eine arme Landschaft, größtenteils Steppe (-> Sertão),
wo es kaum Arbeit gibt. Wir versuchen hier, mit Ihrer Hilfe, extrem benachteiligten Kindern eine Chance auf ein bessere Leben zu geben.

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