Zeugnisse und Chancen

Das Schuljahr in Brasilien ist das Kalenderjahr. Zu Weihnachten beginnen die großen Sommerferien, die meist bis Ende Januar andauern.
Einige Patenkinder haben im November an mehreren Tagen die große Abschlußprüfung für den mittleren Schulabschluß „Ensino médio“ geschrieben. Es entscheided sich anhand des Ergebnisses dieser Prüfung, ob man an einer höheren Schule studieren darf. Wer die Prüfung mit „sehr gut“ abgeschlossen hat darf sogar kostenlos studieren (…erhält ein Stipendium). Das sind aber nur sehr wenige. Die meisten werden einen „normal guten“ Abschluß mit nach Hause nehmen und stehen plötzlich vor der Entscheidung, wie es im Leben nun weitergeht.

Die Patenschaft endet mit dem Abschuss der Schule und sobald wir, meist Mitte Januar, die Ergebnisse der Schulen haben, dass ein Patenkind bestanden hat, informieren wir die Paten darüber.

Übrigens gibt es in Brasilien nur 2, maximal 3 Mal ein Schulzeugnis. Zum Ende des 9. Schuljahres, wenn die Grundschule abgeschlossen ist und eben zum Ende der 3 Jahre des Ensino médio. Einige wenige Schulen geben auch ein Zeugnis am Ende des 5. Schuljahres heraus. Um zu Wissen, welches Kind zusätzliche Hilfe in Form von z.B. Nachhilfeunterricht braucht, besuchen wir mindestens 3 Mal pro Jahr alle Schulen und erfragen, wie es um die Leistung unserer Patenkinder bestellt ist. Wir erstellen uns so unsere eigenen Zeugnisse und sehen dann, wo wir unterstützend eingreifen müssen.

 

Besuch in der Schule
So wie hier unsere Assistentin Sra. Regivanilia besuchen wir derzeit alle Schulen, in die Ihre Patenkinder gehen und erfragen den Leistungsstand.

Es gibt für die Absolventen des Ensino médio die Möglichkeit an einer „Faculdade“ noch spezieller auf einen Beruf hin zu lernen. So kann man später z.B.
Physiotherapeut werden oder Buchhalter oder Verwaltungsspezialist… Es gibt bestimmt 20 verschiedenen Richtungen, die man einschlagen kann. Allerdings muss man für diese Schule bezahlen. Nicht selten liegt die weiterführende Schule in der nächsten größeren Stadt und es kommt noch der Transport hinzu, den man selbst organisieren muss.

Einen Beruf erlernen? Sowas gibt es in Brasilien praktisch kaum. Ein Ausbildungssystem wie wir es in Deutschland kennen ist ziemlich einzigartig. In Brasilien kann man höchstens „jemandem über die Schulter schauen“ und dabei versuchen die Arbeit zu erlernen.
Einzige Ausnahme: Es gibt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Aber auch die die muss man selbst bezahlen. Anmeldung und „Grundausrüstung“ mit Kleidung, Büchern usw. kosten schnell um die 100€. Dieses Geld haben die wenigsten. Dazu die monatlichen Kosten von rund 50€.
Aktuell sind nur 7 EX-Kinder in einer solcher Ausbildung zur Krankenschwester, die von den ehemaligen Paten finanziert wird. Natürlich erwirbt man sich so eine sehr gute Chance später auch in diesem Beruf arbeiten zu können, denn Ärzte und Krankenschwestern sind auf dem Land „Mangelware“. Aber nicht jeder ist für solch eine Tätigkeit geboren.

Leider werden wohl auch einige EX-Patenkinder „die Füße hoch legen“ und froh sein, dass der Streß mit der Schule endlich vorbei ist. Wir haben in all den Jahren alles Erdenkliche getan, damit dies nicht so sein wird, aber es läßt sich leider nicht immer vermeiden. Nicht aus jedem wird das, was man sich erhofft hatte. Aber die überwiegende Zahl der ehemaligen Patenkinder nutzt diese Chance die sie bekamen und macht etwas daraus!

Telma 2003
Telma. Damals, 2003 internes Patenkind im Heim 126 in Triunfo.
Telma und Kolleginnen
20 Jahre später in der Mitte mit 2 weiteren EX Patenkindern

Telma war viele Jahre lang ein internes Patenkind in unserem Heim 126 in Triunfo. Direkt nach Abschluß der Schule begann Sie ein einem Supermarkt in Triunfo zu arbeiten. Zunächst an der Kasse aber schon kurze Zeit darauf im Büro darüber. Auch 2 weitere ehemalige Patenkinder aus Triunfo, Alina und Amanda  kamen in den nächsten Jahren dazu.
Mehrere andere ehemalige Patenkinder fanden auch Arbeit in einem Hotelkomplex oberhalb der Stadt. Dabei haben sie sich gegen dutzende, wenn nicht hunderte andere Bewerber durchgesetzt! Rette ein Kinderleben e.V. hat sich vor Ort einen Namen gemacht und man weiß, das wir sehr viel Wert auf die gute Schulbildung unserer Patenkinder legen.

Diese ehemaligen Patenkinder können Ihr Leben nun selbst bestimmen und sind nicht abhängig von Sozialleistungen oder, und das ist im Hinterland leider sehr oft die bittere Realität, vom ständig betrunkenen und schlagenden Ehemann der sich nicht um die Kinder kümmert.

Leider gibt es in der Region zu wenig Arbeitsplätze für alle Absolventen. Daher gehen viele nach der Schule in den Süden, in Richtung São Paulo und versuchen dort ihr Glück.

Eine Patenschaft legt den Grundstein dafür, dass man der Armut aus eigener Kraft entkommen kann. Wer ohne Hunger, ausgeruht zur Schule gehen kann und im Bedarfsfall auch noch kostenlosen Nachhilfeunterricht erhält, der hat eine deutlich bessere Chance auf einen guten Schulabschluß. Daran arbeiten wir mit der Unterstützung durch unsere vielen Paten seit inzwischen 40 Jahren sehr erfolgreich!

Hier präsentieren Ihnen 4 (nun) EX-Patenkinder aus dem Heim 126 ihre frisch erhaltenen Bescheinigungen über den Schulabschluß „Ensino médio“:

Schulabschluß Ensino médio

Diesen Monat im Fokus:

Waschstein

Hallo aus Igaci-AL. Ich bin Larissa, die Mutter von Vitor. Leider ist jetzt auch noch mein Waschbottisch kaputt gegangen und ich muss jetzt unsere Wäsche wieder am Fluss waschen, was immer kompliziert ist, weil ich Vitor und seine Schwester dazu auf den langen Weg mitnehmen muss. Könnten Sie vielleicht die Patenschaft für meinen Sohn übernehmen? Oder vielleicht mit einer kleinen Sonderspende helfen. Danke!

 
(102CSA56UP)

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